Die Vielfalt der Arten und ganzer Ökosysteme war noch nie so bedroht wie in der heutigen Zeit.
Weltweit sind 75 Prozent der Kulturpflanzen-Vielfalt in den vergangenen 100 Jahren laut Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen verloren gegangen, in Deutschland sogar noch mehr.
Das Handeln des Menschen ist direkt und indirekt für diesen Artenrückgang verantwortlich, obwohl ironischerweise die biologischen Ressourcen der Erde Grundlage für das Überleben sind.
Bisher kennen wir rund 250.000 Pflanzenarten auf der Erde, davon sind rund 30.000 essbar.
Von diesen 30.000 essbaren Pflanzen werden etwa 7.000 Arten in irgendeiner Form vom Menschen genutzt. Als Nahrung für uns, oder auch für unsere Haus- und Hoftiere.
Obst und Gemüse wird in Deutschland auf gerade mal einem Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche angebaut.
Nimmt man die Kartoffeln dazu sind es immerhin 2,7 Prozent.
Mengenmäßig haben Möhren, Speisezwiebeln, Weißkohl und Salate den größten Anteil am deutschen Gemüsebau. Zusammen stellen sie über die Hälfte des hierzulande produzierten Gemüses.
Warum also nicht selbst für etwas regionale Abwechslung auf dem Teller sorgen und das Gemüse selbst ziehen. Dazu brauchen wir Saatgut.
Die Lila Luzi ist eine farbenprächtige und feurige kleine Chili. Ihr samenfestes Saatgut haben wir natürlich bei uns im Sortiment.
Durch den eigenen Anbau wächst ganz natürlich die Wertschätzung gegenüber unserer Nahrung, die Vielfalt der Natur offenbart sich, und abseits der Supermarktsorten können wir neue geschmackliche Welten erleben und auch auf Reisen gehen.
Und dafür brauchen wir erst einmal eines: samenfestes Saatgut! Nachdem viele alten Gärten und Sorten aus Deutschland verschwunden sind, gibt es nur noch bedingt Zugriff auf unterschiedliche genetische Kultursaat-Ressourcen. Bei vielen Arten bedeutet das Verschwinden im Anbau oft den unwiederbringlichen Verlust an Genen oder Genkombinationen und somit an genetischer Vielfalt.
Der kommerzielle Saatgutmarkt hat sich innerhalb der letzten 20 Jahre weltweit extrem konzentriert, so dass heute eine Handvoll Unternehmen die globale Produktion beherrscht. Die Top-10 der Saatgutkonzerne beherrscht 75 % des globalen Saatgutmarktes.
Wer das Saatgut kontrolliert, kontrolliert die gesamte Nahrungsmittelkette. Die Menschheit hatte mal einen Schatz aus vielfältigen Sorten, die wahrscheinlich viel besser angepasst waren an die regionalen und klimatischen Bedingungen. Wir können das Rad in dieser Hinsicht leider nicht mehr zurück drehen, sondern nur Bewahren, was wir noch haben. Und da kommen wir alle ins Spiel, denn je mehr Vielfalt wir weltweit auch im privaten Umfeld anbauen, vor allem aber in der Stadt, desto mehr regionale und angepasste Saatgut-Vielfalt bleibt den kommenden Generationen erhalten.
Was sind samenfeste Samen?
Samenfest sind Pflanzen dann, wenn das gesammelte Saatgut wieder zu genau der Pflanze wächst, die in Eigenschaft und Gestalt dieselben Merkmale aufweisen, wie ihre Mutterpflanzen.
Diese Sorten können sich durch Wind und Insekten vermehren und als Kultursorte durch uns Menschen erhalten werden. Insofern sind sie das Bindeglied der Kulturpflanzenentwicklung aus der Vergangenheit in die Zukunft.
Samenfeste Sorten haben eine breite genetische Anpassungsfähigkeit, sie können sie auf Umweltveränderungen reagieren und sich im Laufe von Generation zu Generation weiter entwickeln. Dieses Saatgut ist für Bauern und Gärtner geeignet, die unabhängig von Agrar-Industrie ihr Saatgut selbst ziehen wollen. Es gibt mittlerweile sogar Unternehmen und Vereine, die sich für den Erhalt und die Verbreitung der alten Kultursorten einsetzen.
Aber wir müssen nicht zum Saatgut Experten werden, um essbare Pflanzen anzubauen. Es hilft aber enorm als Gärtner auch ein mündiger Konsument zu sein, um z.B. alle F-Hybridsamensorten aus dem Großhandel hängen zu lassen.
Denn wenn wir uns in unserem Umfeld so umsehen, dann sind so ziemlich alle essbaren Pflanzen und jedes Saatgutbeutelchen, welches wir im Baumarkt oder im regionalen Gartencenter erwerben können, auch Hybride. D.h. selbst wenn ich die Samen der Paprika sammele, die aus diesen Hybridsorten entsteht, habe ich quasi eine Lotterie gesammelt. Niete oder nicht, stellt sich dann erst in der nächsten Saison raus.
Deswegen empfehlen wir noch vor der Planung der eigenen essbaren Fläche, sich erst einmal Gedanken zu machen, welche Sorten ich anbauen möchte. Es bei uns im Verkauf ausschließlich samenfeste Sorten zum Beispiel von Magic Garden Seeds und Rankwerk.
SAATGUTTAUSCH
Bio/Naturland/Demeter oder irgendein anderes samenfestes Saatgut kann dann auch, z.B. mit den Nachbarn oder in einer regionalen Saatgut-Tauschbörse sehr leicht in der Region verteilt werden.
Diese Börsen machen großen Spaß, man muss auch keine eigenen Samen mitbringen. Gegen eine kleine Spende kann man sich als Familie trotzdem für eine ganze Saison eindecken.
Dadurch, dass die Gärtner und Saatgut-Sammler sich in der Region austauschen, findet eine Verbreitung statt: „Gibst Du mir ein paar Tomatensamen, gebe ich Dir ein paar von meinen Bohnen.“ So entsteht Vielfalt!
Wir als Stadtpflanzen sind auch Teil dieser Bewegung und veranstalten meist mehrfach im Jahr eine Tauschbörse, oder besuchen mit unserem eigenem Saatgut regionale Netzwerk-Treffen. Und freuen uns, jedes Jahr mindestens eine neue Sorte entdecken zu dürfen.
ACHTUNG: Abraten würden wir grundsätzlich vom Tausch selbst gesammelter Samen von Gurke, Kürbis und Zucchini. Da sich in diese Sorten gerne mal ein Zierkürbis einkreuzt, werden die Früchte der nächsten Generation ungenießbar und sogar leicht giftig!
Das Sammeln von eigenem Saatgut funktioniert nur von samenfesten Pflanzen. Wir haben viele Saatgutsorten bei uns im Programm – auch zum Tausch! Sprich uns an… vielleicht haben wir ja schon einen Termin für einen Saatguttausch in der Landlmühle festgelegt!