Polikultur ist in unserer konventionellen Landwirtschaft fast undenkbar. Zu sehr sind die teuren und großen Maschinen der Bauern auf bestimmte
Kultursorten spezialisiert. Beispiele der Monokultur sehen wir fast überall, in Form riesiger Mais- und Getreidefelder, die den Großteil unserer ländlichen Flächen belegen. Eine landwirtschaftliche Technik, die der Mensch erfunden und sich keineswegs von der Natur abgeschaut hat. Es gibt eine sehr erfahrene Gärtnerin, die von Anfang an auf Mischkulturen setzte und damit seit Jahrmillionen erfolgreich ist – die Natur!
Unser großes Vorbild zeigt, dass ein stabiles Ökosystem unbedingt Artenvielfalt benötigt. Die Stärken und Schwächen verschiedener Spezies, können sich so ergänzen und für ein insgesamt gesünderes und resistenteres Umfeld sorgen. Ich stelle dir jetzt ein paar Vorteile vor, die Polikultur auch in deinen Garten bringt.
1. Interessanterer Garten
Ja, ist denn das überhaupt ein guter Grund?
Natürlich, schließlich ist der eigene Garten für Viele ein Hobby.
Der Anspruch der Selbstversorgung stellt sich nur für Wenige und selbst das schließt einen ästhetischen Garten nicht aus!
Auch Gemüse und Obst können optisch sehr ansprechend sein und zu wunderschönen, farblich interessanten Kompositionen arrangiert werden.
Egal ob man ein Beet sauber organisiert, auffällig bunt gestaltet oder ordentliches Dschungel-Feeling haben möchte. Wenn du in Mischkulturen pflanzt, bieten sich dir viel mehr kreative Möglichkeiten!
Wichtig ist jedoch, dass du dir im Vorfeld Zeit mit der Planung nimmst. Beachtest du welche Pflanzen gute Nachbarn sind, kann der eigene Garten zu einem lebendigen Kunstwerk werden und gleichzeitig wertvolle Nahrung liefern!
Nach dem Vorbild der Natur einen vielfältigen Lebensraum schaffen, ohne technisch aufwändige und einseitige Bewirtschaftung.
2. Geringerer Wasserverbrauch
Ein weiterer Vorteil bei Polikultur ist, dass oft der Gartenboden zuverlässiger beschattet wird!
Das dichte Blattwerk schirmt den Boden zuverlässig vor der Sonne ab, was die Aufnahme von Wasser begünstigt. Denn ist die Erde zu warm, sickert das Wasser kaum ein und fließt einfach weiter. Außerdem verdunstet es nicht gleich wieder in der Sommersonne, wenn ein schützendes Blätterdach darüber liegt.
Wenn du jetzt auch noch den Boden gut gemulcht hast, brauchst du dir um die Wasserversorgung der Gartenpflanzen kaum Sorgen machen. Mein eigenes Gemüse gieße ich nur bis es sich nach Pflanzung etabliert hat und überlasse es danach sich selbst. Auch Dürreperioden können so gut überstanden werden.
So lässt sich der Garten auch guten Gewissens Zuhause zurück lassen, wenn man sich eine Urlaubsreise gönnt.
Richtig gepflanzt, spart eine Mischkultur Wasser, Kosten, Zeit und Mühe!
3. Mehr Freude am Experiment
Ein Polikultur-Beet bietet dir auch mehr Möglichkeiten zum Experimentieren.
Das ist ja einer der großen Vorteile eines eigenen Gartens – du hast das Glück seltene Sorten und Kulturen ausprobieren zu können. Und wenn du in Mischkulturen pflanzt, bieten sich da noch viel mehr Möglichkeiten!
Zum Beispiel ist es sehr von Vorteil, nicht nur auf eine Sorte eines Gemüses zu setzen, sondern viele, verschiedene Züchtungen auszuprobieren. Diese können sich nicht nur in Form, Farbe und Größe stark unterscheiden, sondern auch in Geschmack, Verwendungsmöglichkeiten, Lagerfähigkeit und Widerstandsfähigkeit gegenüber ungünstigen Verhältnissen!
Viele Hobbygärtner glauben zum Beispiel, dass man für gute, eigene Tomaten eine Überdachung benötigt, oder gar ein Gewächshaus. Das stimmt aber nur für bestimmte Sorten!
Es gibt sehr viele Freiland-Tomaten, die auch die ganze Saison über unter freiem Himmel gedeihen. Gleiches gilt für Gurken, Melonen und weitere, vermeintlich komplizierte Pflanzen!
4. Gesünderer Boden
Wenn die Gartenerde durch dichte Bepflanzung schattig, kühl und feucht gehalten wird, traut sich auch das Bodenleben in die oberen Schichten. Ist auch noch Mulch vorhanden, wird dieser laufend durch diese Makro- und Mikro-Organismen von unten her verarbeitet und in neue Nährstoffe umgewandelt. Außerdem belüftet diese Aktivität die Erdschichten, da sich die kleinen Wesen durch den Boden graben müssen.
Dank des mehrschichtigen Blattwerks, können Regen und Gießwasser diesen lockeren, nährstoffreichen Boden nicht davon schwemmen, denn die Tropfen werden im Fall gebremst und landen sanft.
Außerdem unterscheiden sich die Pflanzen nicht nur oberflächlich, sondern erreichen auch verschiedene Tiefen mit ihren Wurzelsystemen und benötigen nicht alle die selben Nährstoffe. So wird der Boden schonender beansprucht und großflächiger von Wurzeln durchbrochen.
5. Schutz vor Schädlingen & Krankheiten
Unterschiedliche Pflanzen stoßen verschiedene Lebewesen ab, oder ziehen diese an. Dies kann durch die Blüten, den Duft, oder Stoffe geschehen, welche die Pflanze über ihr Wurzelsystem ausscheidet.
Ein Monokultur-Beet zieht also auf großer Fläche bestimmte Schädlinge und Krankheiten an, was die Ausbreitung selbiger begünstigt! Dies lässt sich leicht verhindern, indem man Pflanzen unterschiedlicher Gattungen zusammensetzt, die das einfache Überspringen unterbrechen. So kann man viele Plagen räumlich begrenzen und einem Flächenbrand vorbeugen.
Mit den richtigen Pflanzen lassen sich auch gezielt Nützlinge anlocken, die sich dann als Fressfeinde um den Schädlingsbefall kümmern.
Selbst unterirdische Schädlinge, oder Krankheiten werden durch die Wurzelsysteme gewisser Pflanzen abgetötet, oder vertrieben.
Da diese negativen Einflüsse oft auf eine bestimmte Gattung spezialisiert sind, ist nur eine Pflanzensorte, auf sich allein gestellt, meist wehrlos. Doch mit den richtigen Nachbarn, können sie sich gegenseitig unterstützen. Eine Mischkultur ist daher auf natürliche Weise sehr widerstandsfähig!
Dies kann dir künstliche Schutzmittel ersparen und trotzdem die Ernte sichern.
Du siehst also, es gibt gute Gründe für Polikultur.
Richtig geplant, ersparst du dir über die Saison viel Arbeit, Wasser und Dünger!
Am Ende der Saison kannst du dir sogar den Weg zum Komposthaufen sparen.
Die Natur ist am glücklichsten, wenn die Pflanzenreste an Ort und Stelle zerkleinert und auf dem Beet liegen gelassen werden!
So dienen die Reste als Mulch, Überwinterungsmöglichkeit für Nützlinge, schützen den Boden vor Frost, verhindern das Wachsen von Beikräutern und das Bodenleben verarbeitet alles wieder zu Nährstoffen für die nächste Saison.
Wir Menschen denken in vielen Dingen zu kompliziert – auch in der Landwirtschaft.
Die Natur zeigt uns, dass Einfach oft besser ist.
Aber ganz ohne Arbeit geht es eben auch nicht – die Planung vor der Pflanzung ist entscheidend!
Einfach chaotisch und wild durcheinander gepflanzt, kannst du auch Ergebnisse erzielen, aber optimal werden diese sehr wahrscheinlich nicht.
Zum Spaß kannst du dir aber auch ein Experimentier-Beet anlegen, in das du willkürlich aussät, um zu sehen was die Natur daraus macht.
Das ist dann sicher interessant zu beobachten und liefert ganz neue Erfahrungswerte!
Wenn dich jetzt das Thema Mischkultur gepackt hat, empfehle ich folgenden Artikel, in dem ich einige erprobte Pflanzen-Gilden vorstelle:
Interessant, dass man sich bei Politkulturen kaum Sorgen um die Wasserversorgung der Gartenpflanzen muss. Allerdings habe ich das Gefühl, dass mit dem Klimawandel und den damit einhergehenden Dürreperioden durchaus ein Wassermangel eintreten kann. Ich habe gehört, dass Beregnungsanlagen für die Agrarwirtschaft immer mehr von Bedeutung werden.
Hallo, ich wünschte der Artikel wäre noch etwas länger und ausführlicher. Aber man kann nicht alles haben. 😉 VG